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PASTAS AN MARCEL | Experimentalfilm
2003 / 6´/ MiniDV>BETA / FARBE
Kamera/Schnitt/Ton: AGNIESZKA JUREK
PREMIERE: 49. INTERNATIONALE KURZFILMTAGE OBERHAUSEN
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Weitere Aufführungen: 24.02.2004 Vilnius, Goethe-Institut; 27.11.2005 Kino im Sprengel HEIMSPIELTAGE
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Das Bild von der Jakobsleiter, vom Aufstieg ins Licht, zählt zur Urgeschichte des Zeitbildes, ist der Anfang der Paläontologie des Films. Wenn wir in Agnieszka Jureks postkartenförmiger Episode „Pastas an Marcel“ gewissermassen mit den Augen des Radiergummis durch die leeren Produktions-Räume der litauischen „Prawda“ treiben (zur Erinnerung: Prawda heißt „die Wahrheit“), gelangen wir in weichen, hypnotischen Sprüngen schließlich in ein Treppenhaus. Die traumhafte Dichte der Sequenz verweist auf Freud, der Treppenhaustraum deutet den Aufstieg als Mühsal der Erregung, sein Ziel die Ejakulation. Im Fenster des über uns liegenden Stocks erscheint eine gebückte Frau, die eine durch den Ausschnitt endlos gewordene Leiter emporklimmt. Sie, die über alle Maßen Gealterte, auf dem Weg zu einem nahen, dennoch unsichtbaren Ziel. Von hier aus zurück blickend, erschließen sich alle vorherigen Bilder des Films als Lebensstationen. Das Auto, das an der Schwelle des Pontons hängen bleibt: eine mythologische Überfahrt. Der Mann, der in kurzen Hosen durch ein stilles Wasser geht: auf der Suche nach Vergessen (der Fluß Lethe, der personifizierte Tod, der Vergessen durch Abwaschen symbolisiert, fließt am Rande des Paradieses). Die Poststation hat schon geschlossen, kein Brief kann mehr abgehen (wir denken an Shuji Terayamas wundervolle Adaption von „100 Jahre Einsamkeit“) und schließlich das Boot „Marcel“: navigare necesse, vivere non est necesse (Fahren ist lebenswichtig, Leben ist es nicht). Text Olaf Arndt |
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